Der Ist-Zustand des Geldsystems und ein möglicher Wandel
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Am Anfang dieser gemeinsamen Web-Plattform der unabhängigen Geldsystemtheoretiker und Aktivisten standen
unsere 10 Kernaussagen. Diese sind unverändert gültig,
aber inzwischen habe ich als Initiator der Plattform intensiv daran gearbeitet, die verschiedenen Ansichten in der Gruppe
zu einem allgemeinen Statement zu vereinen, das sich auf drei Texte erstreckt:
1. Ist-Zustand und möglicher Wandel ,
2. Zinsmechanik des Nullwachstums ,
3. Empfehlungen an die Politik.
Keiner der hier vereinigten Geldsystemkritiker glaubt, dass sich unser Geldsystem
ohne strukturelle Veränderungen wieder erholt. Die folgenden Einsichten zeigen warum.
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Was passiert bei der Kreditvergabe der Geschäftsbanken?
Alles Geld in unserem Geldsystem kommt durch verzinste Kredite in Umlauf, denn die Banken "verschenken" kein Geld.
Die Nationalbank gibt kein Geld an Kreditnehmer, sondern an Banken, welche es an die Kreditnehmer der Realwirtschaft
weiterreichen. Allerdings schreiben letztere den Kreditbedürftigen Geldbeträge meist nur gut (also in die Bücher).
Sie geben an die Kunden damit Buchgeld (Giralgeld) als Zahlungsmittel weiter. Zwischen den unabhängigen Geldsystemtheoretikern
herrscht durchaus Einigkeit, wie Geld bei den Banken verbucht wird, Uneinigkeit herrscht jedoch darüber,
wie diese Buchungen zu interpretieren sind.
Die hitzigsten Diskussionen widmen sich nicht der Kreditvergabe, sondern der Kredittilgung.
Die Banken verlangen nämlich bei der Tilgung das Geld mitsamt Zins und Zinseszins zurück. Da Geld aber nur durch Banken
in die Welt kommt, stellt sich die Frage, ob für diese Forderung überhaupt das Geld vorhanden ist.
Bringen die Banken ihre Zinseinnahmen über Auszahlung von Gehältern zurück in die Realwirtschaft, so kann dort dieses
Geld über den Handel wieder bei den Kreditnehmern landen, und zur Tilgung der Zinsen verwendet werden. Aber diese
Tilgung hinkt zeitlich immer den Forderungen der Bank hinterher. Welche Konsequenz dies gesamtwirtschaftlich hat,
ist unklar.
Demgegenüber ist allen unabhängigen Geldsystemtheoretikern klar, was passiert, wenn die Bank nur als Vermittler von
Privatkrediten auftritt, wozu sie ja auch heute schon die rechtlichen Möglichkeiten hat. Die größte Übersichtlichkeit
erreichen Geldflussdiagramme, wenn wir davon ausgehen, dass die Vermittlungsspesen der Bank schon vor der Kreditvergabe
abgezogen werden, denn es werden damit die Forderungen genau um den Betrag reduziert, der später durch den Zins wieder
hinzu kommt. Wir wollen mit einem solchen Flussdiagramm starten, um von einer einfachen Vorstellung der Kredittilgung
auszugehen.
Um diese Form der Kreditvergabe mit der heutigen vergleichen zu können, soll nun ein Flussdiagramm zur heutigen Zinstilgung
gegenüber gestellt werden. Dabei ergibt sich aber ein Problem: Die Bank verlangt vom Kreditnehmer mehr Geld zurück, als
sie ihm gab. Wo soll in dem Diagramm dieses Geld herkommen? Wenn die Bank Zinseinnahmen über Gehälter in den Handel
eingebracht hat, kann der Kreditnehmer es durch Geschäftstüchtigkeit verdienen. Aber die Bank hat ja vor der Tilgung
noch gar keine Einnahmen gemacht! Es tritt das Problem eines Zeitverzugs auf. Deshalb entschied ich mich bei der ersten
Darstellung dafür, dass die Bank ihre Einnahmen nützen muss, um dem Kreditnehmer einen weiteren Kredit zu gewähren, mit
dem er die Zinslast des ersten Kredits tilgen kann. Die Bank könnte aber auch anderswo Geld aufnehmen.
Es gibt somit viele Möglichkeiten die Kredittilgung im heutigen System darzustellen. Hier zwei davon:
Aber macht die Bank so etwas? Sie muss doch auch Gehälter zahlen. Sieht die Sache dann nicht eher so aus?
Im ersten Fall hatte die Bank am Schluss Forderungen an die Kreditnehmer, nun ist sie plötzlich selbst verschuldet.
Die Grafik ist natürlich insofern vereinfacht, als Zinsen in der Realität nicht bei der Tilgung fällig werden, sondern
der Kredit laufend, in Form von Raten abbezahlt wird. Mit jeder Rate kann sich (sofern die Bank das Geld überhaupt in den
Handel zurückgibt, und nicht für die Vergabe neuer Kredite verwendet) jener Teil des Zinses, den die Bank erhält, über
Gehälter wieder auf den Weg zum Kreditnehmer machen. Der Zins ist dann für den Kreditnehner ein Kosten- und für den Kreditgeber
eine Einnahmefaktor, der an der Geldmenge oder der Gesamtheit der Einkommen und Ausgaben überhaupt nichts verändert. Aber
die erhöhte Geldmenge für den Zinskreislauf in der letzten Grafik muss doch erst einmal vorhanden sein, und somit fallen
darauf Zinsen an. Wenn die Geldflüsse zur Privatkreditvergabe der Grafik ganz oben sich genau die Wage halten, dann ist
es mathematisch ausgeschlossen, dass dieses Gleichgewicht auch durch Weiterreichen des vollen Sparvolumens zu den
Kreditnehmern erreicht werden kann. Trotzdem handelt es sich bei der heutigen Kreditvergabe eher um ein unschönes
Buchungsverfahren, als um den eigentlichen Auslöser der heutigen Finanzkrise, wie weiter unten erläutert.
Dieses Buchungsverfahren wirft aber Fragen auf, die nicht notwendig wären, denn Kreditvergabe kann, wie ganz oben
in der Grafik zur Privatkreditverbabe gezeigt, eine sehr einfache Sache sein. Die letzten Überlegungen machen ersichtlich,
woher die Uneinigkeit der Interpretation des heutigen Systems rührt. Vergleichen wir also die beiden Kreditsysteme anhand
einiger Fragen:
Fragen an unabhängige
Geldsystem-Theoretiker
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Antworten für
heutige Kredite
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Antworten für
Privatkreditvermittlung
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Wie sieht ein Flussdiagramm zur Kredittilgung aus?
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Uneinigkeit
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Siehe oben
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Erzwingt der Kreditzins eine steigende Geldmenge?
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ja
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nein
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Erzwingt der Zins eine steigende Vermögenskluft?
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ja
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ja (siehe unten)
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Kann die Verschuldung die Geldmenge übertreffen?
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ja
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ja (siehe unten)
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Können Banken Buchgeld schöpfen?
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Uneinigkeit
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nein
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Gibt es mehr Zahlungsmittel als Bargeld?
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Uneinigkeit
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nein
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Sind Kredite zumindest indirekt durch Bargeld gedeckt?
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Uneinigkeit
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ja
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Sollte der Kreditnehmer Sicherheiten bieten?
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ja
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ja
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Welche Rolle spielt das Geld der Sparer für Kredite?
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Uneinigkeit
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Es wird weitergereicht
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Was liegt am Sparbuch des Sparers?
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Geldvermögen
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Ein Schuldschein der Bank
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Darf der Sparer auf seine Geldvermögen zugreifen?
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Uneinigkeit
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Diesen Begriff gibt es nicht
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Ist Buchgeld zu einem Zahlungsmittel geworden?
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Uneinigkeit
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Es ist 100% Bargeld-gedeckt
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Sind Geldvermögen Giralgelder?
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Uneinigkeit
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Diesen Begriff gibt es nicht
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Die Summe der Zahlungsmittel ist M0, M1 od. M2?
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Uneinigkeit
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Zahlungsmittel = Bargeldmenge
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Haben wir umlaufendes Geld- oder Einmal-Geld
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Uneinigkeit
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umlaufendes Geld
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Ist nur der Zins für zunehmende
Geldvermögen verantwortlich?
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Uneinigkeit
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Diesen Begriff gibt es nicht
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Aufgrund der Unübersichtlichkeit dessen, was durch die Kredittilgung mitsamt Zins heute gesamtwirtschaftlich ausgelöst
wird, empfehlen wir eine Vereinfachung der Buchungsweise, in der die Geschäftsbanken eindeutig als Vermittler von Privatkrediten
auftreten. Zu dieser Buchungsweise könnte übergeleitet werden, indem der Staat Privatkredite dadurch fördert, dass er
Garantien für die Sparer übernimmt. Die Banken werden der Nachfrage nach Privatkrediten nachgeben, wenn im Gegenzug ihr
bisher geschöpftes Buchgeld als Zahlungsmittel anerkannt wird.
Warum herrscht bei so vielen Fragen Uneinigkeit?
Der Euro: Mischform zwischen umlaufender Währung und Einmal-Geld
Unsere Währung ist auch heute zum Teil eine umlaufende Währung. Das bedeutet ein einziger Euro Buchgeld kann viele
Handelsprozesse durchlaufen, so lange er nur auf Konten landet, auf denen keine Schulden sind. Andererseits hat unsere
Währung Eigenschaften eines Einmal-Geldes. Wenn Buchgeld genutzt wird, um Schulden zu begleichen, verschwindet es mit der
Tilgung der Schuld wieder aus den Büchern. Eine Reform sollte diese Undurchsichtigkeit beseitigen und den Euro zu einer
gänzlich umlaufenden Währung umgestalten.
Heute lässt die Bank die Buchungsbeträge am Konto des Sparers stehen und verwendet diese Summen für ihren Saldenausgleich,
wodurch es ihr möglich ist in gleicher Höhe neues Buchgeld zu schöpfen. Letzteres schreibt sie einem Kreditnehmer gut.
Es entsteht damit doppeltes Geld. Einmal auf dem Sparbuch des Sparers, und dann auch noch
auf dem Konto des Schuldners, so lange er das erhaltene Geld noch nicht ausgegeben hat. Aber das zeitlich gebundene Geld
am Konto des Sparers zählt nicht zur Geldmenge, weil es ja nicht in Umlauf ist, sondern nennt sich jetzt "Geldvermögen".
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht hier nicht um die Gelder am Girokonto, sondern um gebundene Sparvermögen.
Wir können auch heute diese gebundenen Geldvermögen auf Konten der Sparer als "Schulden der Bank" interpretieren. Dann
ist der Euro auch heute eine Art umlaufende Währung. Aber es bleiben zwei Probleme bestehen: Erstens der sprachliche
Betrug an den Sparern, denn diese interpretieren ihre "Geldvermögen" als vorhandenes Geld, was es dann nicht
ist. Zweitens: Bei einer umlaufenden Währung muss die Kredittilgung in Summe ohne neues Geld auskommen, was sie dadurch,
dass heute Zinsen aufgeschlagen werden, ohne diese Gelder vorher irgendwo in das System einzubringen, nicht tut.
Deshalb fordern wir, dass die Geschäftsbanken das tun, wovon das Volk schon immer glaubt, dass sie es täten, nämlich
Spargelder an Kreditnehmer weiterreichen. Um den Sparer nicht mit dem Begriff "Geldvermögen" in die Irre zu führen,
soll sich dies wirklich in der Buchhaltung widerspiegeln. Also muss das Buchgeld vom Depot des Sparers im Fall einer
Kreditvergabe verschwinden, und ein Schuldschein an dessen Stelle treten. Damit verschwindet in Zukunft auch der
Widerspruch, dass die Geldvermögen das vorhandene Geld übersteigen. Den Begriff "Geldvermögen" gibt es dann nicht mehr.
Das Problem mit den Geldvermögen ist, dass Sparer diese gebundenen Gelder von der Bank sofort zurück erwarten, falls
es zu einer Verunsicherung kommt. Dies kann die Bank nicht leisten, und es kommt zum Bankenkrach. Wenn in Zukunft am
Konto der Sparer nur ein Schuldschein der Bank liegt, so ist dem Sparer klar, dass er warten muss, bis die Schuld getilgt
ist. Auch der Staat könnte nur die zeitlich vereinbarte, aber nicht eine vorzeitige Tilgung garantieren.
Außerdem führt die heutige Buchungsweise zu Rätseln rund um den Saldenausgleich, die ein eigenartiges Licht auf die Banken werfen.
Ich will die Probleme anhand eines fiktiven Beispiels erläutern: Filialen der gleichen Bankenkette können heute ihren Saldenausgleich
untereinander mit Buchgeld tätigen. Fassen wir also einmal ausschließlich den Zahlungsverkehr ins Auge, der unter
Kunden einer einzigen Filialkette an einem Tag betrieben wurde. Da werden Waren, Autos, Häuser, ganze Bürogebäude verkauft und gekauft.
Am Abend des Tages mag es sein, dass die Käufe und Verkäufe der Kunden sich genau die Wage halten. Es ist also so viel
Geld in der Bankenkette, wie zuvor. In Bargeld wurde nichts gehandelt, alles waren nur Buchungsvorgänge. Folgt diesen
Buchungsvorgängen nun irgend ein Saldenausgleich in Bargeld? Nein, denn es ergibt sich kein Unterschied zum Vortag.
Dem Geldverkehr kann aber trotzdem die volle Höhe an Bargeld zugrunde liegen, das theoretisch auf der Nationalbank
hinterlegt wurde. Es liegt dort, weil der Bargeldhandel für große Beträge unpraktisch ist. Es liegt dort aber nicht
in voller Höhe als Bargeld auf. Wesentlich ist nur das Wissen darüber, wieviel Geld von den Geschäftsbanken nachgefragt
wurde, denn diese zahlen dementsprechende Zinsen an die Nationalbank.
Wenn nun in einem solchen System Zentralbankgeldguthaben am Papier existieren, durch welches die Banken anstelle von
Bargeld ihren Saldenausgleich decken, so hat die Zentralbank trotzdem die Geldhoheit. Hierbei geht es nur um
Risikominimierung im Fall von Banküberfällen. Erhöht sich plötzlich die Nachfrage nach Bargeld, so werden Banken ihre
Zentralbankgeldguthaben in bar fordern.
Auch Privatkredite können mit Buchgeld arbeiten
Die geforderte neue Buchungsweise in Form von Privatkrediten wird nicht dazu führen, dass nur noch bar gezahlt wird.
Es sind dann immer noch Überweisungen auf Girokonten üblich. Aber es ist unmöglich, dass die Giralgeldmenge die
Zentralbankgeldguthaben der Banken übersteigen. Dies ist für die heutige Kreditvergabe
nicht ausgeschlossen, wobei verschiedene Mechanismen in Diskussion stehen, von denen einer in der ersten Grafik
zur Kreditvergabe heute dargestellt wurde.
Auch ein Artikel auf Wikipedia spricht von einer 11-fach überhöhten Buchgeldmenge, siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Giralgeldschöpfung
Durch eine Weitergabe von Spargeldern in Form von vermittelten Privatkrediten können Geschäftsbanken ihre Rolle erfüllen,
ohne dass sie in den Verdacht der Buchgeldschöpfung kämen. Damit entgehen die Geschäftsbanken dem heute immer wieder
vorgebrachten Vorwurf der "Buchgeldschöpfung aus dem Nichts".
Ziele:
Lösungsansatz:
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Beseitigung der Uneinigkeiten bezüglich der Buchgeldschöpfung
Entkräftung der sofortigen Ansprüche der Sparer im Fall eines Bankencrashs
Die Umwandlung des Euros zu einer umlaufenden Währung
Die Bank als bloßer Vermittler bei Kreditvergabe
Die Vermittlungsspesen müssen vor der Tilgung in der Realwirtschaft landen.
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Wieso die Schulden die Geldmenge M1 heute um das 8 fache übersteigen
Das Bargeld und das von den Banken geschaffene Giralgeld bilden zusammen die Geldmenge M1, welche die im Umlauf
befindlichen Zahlungsmittel erfasst. Abgesehen davon, haben sich auf Sparkonten Geldvermögen gebildet, denen Schulden
gegenüber stehen. Beides überragt die Zahlungsmittel bei weitem. Der Mechanismus soll an einem Beispiel erklärt werden:
Herr Winner ist vermögend und besitzt Agrarland. Er verpachtet es an einen Bauern namens Loser für 1000€/Monat.
Die Ernte von Herrn Loser steht in Konkurrenz mit Agrarprodukten von Bauern, welche ihr Land selbst besitzen.
Er muss preislich mithalten. So kann er seine Familie ernähren, aber für die Pacht bleibt kein Geld. Er nimmt
also 1000€ Kredit auf und hofft auf bessere Zeiten. Er zahlt damit die Pacht. Herr Winner braucht das Geld nicht,
und legt es als Sparguthaben auf die Bank. Die verwendet es als Deckung für die Vergabe von Krediten.
Ein Monat später nimmt Herr Loser weitere 1000€ Kredit. Das Geld landet wieder über Herrn Winner auf der Bank usw.
Nach 20 Monaten hat Loser 20000€ Schulden, Winner 20000€ Geldvermögen. Losers Traktor wird verpfändet.
Er ist arbeitslos. Wieviel Geld war im Spiel? Nur 1000 Euro umlaufendes Geld, also M1!
An dem Beispiel ist auch zu erkennen, dass der Crash am Ende der Geschichte nicht durch das Verhalten der Bank
zustande kam, sondern durch das leistungslose Einkommen von Herrn Winner. Hätte er keinen Pachtzins verlangt,
wäre das gesamte Rad der Verschuldung nicht in Gang gekommen, denn dann hätte Loser mit den Preisen mithalten können,
die durch Bauern mit eigenem Grundbesitz vorgegeben werden. Das erklärt unsere Forderung nach einer allgemeinen
Gebühr auf ungenützten Ressourcenbesitz, um leistungsloses Einkommen zu verhindern. Eine Gebühr auf Geld alleine
genügt nicht.
In Deutschland müssen 2010 die Zinsen für fast 8 Milliarden € Schulden
(privat, Unternehmen und Staat) mit etwa einer Milliarde umlaufenden Zahlungsmitteln erwirtschaftet werden.
Bei einer sechsprozentigen Versinzung müsste alle zwei Jahre die gesamte Geldmenge M1 aufgewendet werden, nur um den
Kreditzins zu begleichen. Dies macht den Zins so gefährlich.
Das Beispiel zeigt auch, dass dieses Missverhältnis mit umlaufendem Geld (wenn also Geschäftsbanken nur noch Privatkredite
vermitteln) immernoch entstehen kann. Es resultiert nämlich
daraus, dass aufgrund einer bleibenden Vermögenskluft die "Losers" stets gezwungen sind, neue Kredite aufzunehmen,
während den "Winnern" jedes Monat Geld bleibt, das sie wieder als Kredit vergeben können.
Es entstehen nun mehr
Schulden als Geld im Umlauf ist. Ist das besorgniserregend? Nein, in gleichem Ausmaß verschwänden ja auch Schulden
wenn Kreditnehmer endlich zu Geld kämen. In einer gesunden Geldwirtschaft sollten sich beide Prozesse die Wage halten.
Wie in der folgenden Grafik von Helmut Creutz zu sehen ist, haben sich die Geldvermögen heute beträchtlich aufgeblasen.
Sie haben in den letzten Jahrzehnten stets zu, und nie abgenommen. Wir müssen uns fragen, wieso.
Das obige Beispiel (Loser, Winner) lässt uns erkennen, dass sich ein Missverhältnis zwischen der umlaufenden
Geldmenge (1000€)und den Geldvermögen/Schulden (20000€) in den Büchern leicht ergeben kann.
Besorgniserregend wird es, wenn dieses Missverhältnis stets zu, und nie abnimmt, wie in unserem Geldsystem.
Der Grund für die stetige Zunahme, liegt in der ständig steigenden Vermögenskluft. Aber wie kommt diese zustande?
Wie ist eine steigende Vermögenskluft zu verhindern?
Im obigen Beispiel von Loser und Winner hat der Zins noch keine Rolle gespielt. Die Vermögenskluft hat sich erhöht
weil Loser arm blieb und Winner reich. Loser mag Unternehmer sein, aber er bleibt ein "Working Poor". Das ist was die
sozialen Parteien noch nicht begriffen haben. Sie sehen die Front zwischen Arbeitern und Unternehmern. Aber diese Front
ist eher zwischen Vermögenden und Armen zu suchen, denn Vermögen schafft heute Einkommen. Und hier spielt der Zins
durchaus eine Rolle, und eine noch größere das Treiben an der Börse, zu dem unten Stellung genommen wird. Die
liberalen und konservativen Parteien schützen diese Einnahmen, da für sie Vermögen unantastbar ist. Die sozialen
Parteien verstehen das Spiel nicht. So hat der aufgeklärte Wähler heute keine Wahl.
Die wesentliche Frage ist doch: Warum kommen Kreditnehmer im Durchschnitt so oft nicht von den Schulden runter?
Die Antwort ist aufgrund der starken
Vereinfachung des Systems, wie sie in der obigen Grafik zur den vermittelten Privatkrediten ergab, klar ersichtlich:
Um die Schulden in vollem Umfang begleichen zu können, müssen die Kreditnehmer all das Geld, welches die Banken für
Gehälter abzweigen, über den Handel wieder erwirtschaften. Aber nicht nur Kreditnehmer erwerben in der Realwirtschaft
ihr Einkommen, sondern auch Sparer. Es ist somit ausgeschlossen, dass diese Gelder alle immer nur bei den Schuldnern
landen!
Oder anders formuliert: Im Durchschnitt kann einer Wirtschaft nicht mehr Geld entnommen werden als einst zugeführt wurde.
Wenn man von den Kreditnehmer verlangt, das Geld, das sie einst aufnahmen, wieder zu verdienen, dann ist das in Ordnung.
Sie hatten ja das nötige Startkapital um zu wirtschaften.
Wenn zusätzliches Geld über die Zinsen der Bank, welche sie über Gehälter in die Wirtschaft gibt, verdient werden kann,
so kann der Kreditnehmer einen Teil erwirtschaften. Aber eben nur einen Teil, denn die Sparer sind auch
wirtschaftstreibend. Das bedeutet, dass Kreditnehmer im Durchschnitt die Zinslast nicht zur Gänze erwirtschaften können.
Die logische Konsequenz ist, dass auch der Sparer einen Teil der Last tragen muss, da sonst die Vermögenskluft steigen
wird! Da der Sparer aber dazu bewegt werden soll, Geld auf die Bank zu tragen, damit es wieder in den Handel kommt,
sollte er nur so lange Zins zahlen, so lange das Geld noch nicht durch die Kreditvergabe weitergereicht wurde.
Die Sparformen ganz unten auf der
Seite zur Mathematik des Geldes zeigen den Effekt.
Hier ist er in Form eines Geldflussdiagramms dargestellt.
Aus der Grafik geht hervor, dass die Vermögenskluft auf Dauer nicht wächst, wenn die
Entschädigungen der Banken und des Staates für die Dienstleistungen rund um das Geld sowohl von Schuldnern, als auch
von Sparern getragen werden, denn beide werden das Geld, welches von den Banken durch Gehälter zurück in die
Realwirtschaft fließt, durch Arbeit erwerben können.
Durch das Verhältnis mit dem die Bank sich bei den Schuldnern, wie auch den Sparern Gelder zurückbehält, wird die
Vermögenskluft gesteigert oder gemildert.
Das vordringliche Ziel eines zukünftigen Geldsystems muss nicht in
der Inflationskontrolle bestehen, sondern darin, die Vermögenskluft in Grenzen zu halten. Das genannte
Gebührenverhältnis sollte (wie heute der Leitzins) also von der Zentralbank festgelegt werden.
Da die Vermögenskluft durch Ausbeutung der Kreditnehmer heute zu groß geworden ist, muss vorerst
gegengesteuert werden, so dass der Kreditnehmer nichts, und der Sparer die volle Last für die Dienstleistungen rund um
das Geld zu tragen hat, solange er das Geld nicht durch Kreditvergabe aus der Hand gibt.
Nun mag es in der Grafik wenig Unterschied machen, ob die Bank nun ihre Spesen von dort oder von da nimmt. Auch jeder
Händler nimmt Spesen für seinen Dienst. Aber Händler sortieren ihre Kunden nicht nach Vermögen, und haben somit keinen
Einfluss auf die Vermögenskluft. Unser derzeitiges Geldsystem unterteilt in Geldgeber und Nehmer. Wenn es über Jahrzehnte
die Geldgeber bevorzugt, so geht daraus durchaus eine eskalierende Vermögenskluft hervor. Der
Zinseszinseffekt tut seine Wirkung und
im Durchschnitt haben die
Kreditnehmer keine Chance.
Die Überlegungen lassen sich aber auch abkürzen.
So lange die Banken Geld von Schuldnern nehmen, und den Sparern geben,
wirkt das System wie eine umgekehrte Vermögenssteuer, bei der die Armen Steuern zu zahlen haben, um den Reichtum der
Reichen zu mehren. Es entsteht eine Zweiklassengesellschaft, bei der die Kreditnehmer zu Sklaven der Vermögenden
werden. Das ist Freiheitsentzug und müsste von liberalen Parteien angefochten werden, aber das Gegenteil ist der Fall.
Ziel:
Lösungsansatz:
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Senkung der Vermögenskluft
Umkehrung des Zinsverhaltens
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Viele Vorschläge zur Einschränkung der Vermögenskluft, wie eine Begrenzung der Spitzeneinkommen, lassen immernoch ins
unendliche steigende Sparvolumen zu, auch wenn die Wachstumsrate der Vermögen damit langsamer vonstatten ginge. Dies
scheint daher zwar eine sinnvolle, aber nicht die effizienteste Maßnahme zu sein, vor allem aber ist es eine Maßnahme,
die das Geldsystem unverändert und somit das Grundproblem unberührt lässt. Eine Einkommensbegrenzung hätte auch keinen
Effekt auf plötzlich gebildete Vermögen wie sie beim Verkauf von Häusern oder Unternehmen auftreten.
Die vernünftigere Antwort auf die bisherige Entwicklung, welche diese Vermögenskluft hervorbrachte, besteht somit in der
oben geforderten Umkehrung des Zinsmechanismus. Ein umgekehrtes Zinsverhalten wirkt nachhaltig nivelierend. Ein hohes
Geldvermögen durch Verkauf eines Unternehmens würde, wie auf der
Seite zur Mathematik des Geldes gezeigt wird, schnell schrumpfen, da dem Zins bzw. der Gebühr auf Geld nun kein
Einkommen gegenüber stünde. Vermögende wären dazu angehalten ihr Vermögen schnellstmöglich wieder in ein Unternehmen
zu investieren und der Wirtschaft zugänglich zu machen.
Außerdem zeigen die
Simulationen, dass ein
negativer Zins, also eine Gebühr auf Geld, jedem Sparverhalten nach etwa 100 Jahren eine absolute Grenze setzt, und so
keine unendlich wachsenden Vermögen und die damit einhergehenden Machtverschiebungen zulässt. Die Grenze variiert aber
je nach monatlichem Sparvermögen, und ist daher für eine Firma mit hohen Erträgen höher, als für einen einzelnen Bürger.
Dies muss so sein, denn Firmen bedürfen anderer Grenzen, da auch deren Investitionen ungleich höher ausfallen.
Das Ausmaß der heutigen Vermögenskluft ist der breiten Masse gar nicht bewusst. Es scheint überall Geld zu fehlen.
Dass den Schulden Geldvermögen in gleicher Höhe gegenüberstehen, wird in den Medien nicht ausreichend dargestellt.
Diese Vermögenskluft ist vor allem dadurch entstanden, dass hohe Einkommen heute nicht mehr überwiegend durch Arbeit
erwirtschaftet werden, sondern Einkommen aus Kapital darstellen. Man beachte dazu die extrem arlarmierenden Ausführungen
von Harald Wozniewsky auf:
http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/meudalismus.htm#4.7
oder die Ausführungen für Österreich auf:
www.armutskonferenz.at. Hier findet sich auch
ein Dokument, in dem unter anderem nachgewiesen wird, dass der Staat über Steuern keine Umverteilung erbringt.
Auch der klassische Bankzins schafft Einkommen aus Kapital. Die verschuldete Wirtschaft gibt die Zinslasten über
Warenpreise an den Konsumenten weiter, der verschuldete Staat über Steuern an seine Bürger. Laut einer Studie von
Helmut Creutz beträgt die Belastung von Warenpreisen durch Zinsabgaben heute 34,8%. Um den Effekt zu verdeutlichen
teilt Helmut Creutz in der folgenden Grafik die Bevölkerung in 10 gleich große Gruppen mit unterschiedlichem Vermögen auf.
Die grauen Balken zeigen die Ausgaben (Kaufkraft) der einzelnen Gruppen. Daraus ergeben sich die Zinsbelastungen in
der Höhe von 34,8% (schwarze Balken). Diese Gelder kommen nun als Zinsertrag (weiße Balken) den Vermögenden zu. Die
Finanzierung der Einkommen der Reichen trägt also jeder Bürger mit, und so steigt die Vermögenskluft ständig.
Die Belastung der
unteren Einkommensschichten ist dabei so groß geworden, dass diese zu Sklaven des Wirtschaftssystems
werden. Sie können keine selbstständigen Unternehmen mehr aufbauen, denn es fehlt ihnen das Kapital, um die dafür
notwendige Lebenszeit zu finanzieren. Eine Lösung könnte in einem bedingungslosen Grundeinkommen liegen,
das aus einer Gebühr auf Geld finanziert wird. Eine solche Existenzsicherung wäre fair, da sie die Ungleichheit des
Erbrechtes auszugleichen hilft. Durch diese Ungleichheit sind die meisten Menschen von Anfang an dazu verdammt,
sich den Boden unter ihren Füßen durch Arbeit zu verdienen, während andere ganze Ländereien erben.
Ziel:
Lösungsansatz:
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Ausgleich für die "angeborene" materielle Ungleichheit durch das Erbrecht
Grundeinkommen finanziert durch eine Gebühr auf Geld (Negativzins)
oder durch eine staatliche Zweitwährung wie dem Taxos
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Das Abwandern der Gelder in den Wertpapiermarkt
Es besteht die begründete Hoffnung, dass sich das System von selbst sinnvoll regulierte, wenn die Banken wieder zu ihrem
ursprünglichen Geschäft zurückkehrten. Die Kreditnachfrage ist nämlich stark gesunken, weil die Loser der heutigen Tage
sich einfach nicht in der Lage sehen, Kreditzinsen zu erwirtschaften. Die Bank kann also das Geld der Winner kaum an
Kreditnehmer weitergeben und trägt es deshalb in den Wertpapiermarkt. Dort wird mit Versprechen gehandelt, und somit
sind immer genug Produkte vorhanden, denn im Prinzip kann jede Firma, die einen Plan hat, diesen schon als Versprechen
verkaufen. Erdöl ist schon 10 Jahre vor seiner Gewinnung verkauft. Im Wertpapiermarkt kreist das Geld und fehlt daher
in der Realwirtschaft.
Wenn die Gelder am Wertpapiermarkt kursieren, wo keine Schuldner zu finden sind, dann können sie auch nicht in der
Realwirtschaft verdient werden. Auch die Steuern zur Tilgung der Staatsschulden können dann nicht eingehoben werden und
Kreditausfälle, Insolvenzen sowie bankrotte Staaten sind die Folge. Deshalb gehören Geschäftsbanken von Investmentbanken
getrennt, um mehr Geld in der Realwirtschaft zu halten. Geschäftsbanken wird es dann einfach verboten sein, Geld in den
Wertpapiermarkt zu tragen.
Oft wird von Banken argumentiert, sie wären gezwungen Wertpapiere zu kaufen, da den enorm anwachsenden
Spareinlagen gar nicht genug Kreditnehmer gegenüberstünden. Es ist nun freilich nicht sinnvoll, wenn
Banken im Ausland Kreditnehmer suchen, deren Bonität sie gar nicht überprüfen können. Auch darf kein Handel
mit Schuldscheinen getrieben werden, denn das wäre ja wieder ein Wertpapiermarkt auf dem spekuliert würde.
Auf ein Überangebot an Spareinlagen muss sinnvollerweise ganz anders reagiert werden. Eine Zinsumkehrung verändert die
Marktlage auf natürliche Weise.
Wenn den Banken zufolge, die mangelnde Nachfrage nach Krediten dazu führen wird, dass keine Zinsen für die Spareinlagen
zu erwirtschaften sind, sondern im Gegenteil, für die sichere Verwahrung des Geldes sogar eine Gebühr eingehoben werden
müsste, dann soll es so sein. Schweizer Banken verlangen bereits Negativzinsen auf Einlagen! Um ihrer Aufgabe gerecht
zu werden, die darin besteht Spargelder in Umlauf zu bringen, werden die Geschäftsbanken also, den Marktgesetzen folgen
müssen, und dazu übergehen, den Losers unserer Tage dafür, dass sie sich in die Sklavenrolle des Kredittilgers begeben,
jeglichen Zins zu erlassen. So soll es geschehen, denn das löst das Problem. Das umgekehrte Zinsverhalten wird die
Vermögenskluft nach und nach abbauen.
Gerne wird eingewendet, dass ein einzelner Staat das Geld zum Abwandern zwingt, wenn er die Sparer nicht mehr
belohnt. Aber Spargelder können durchaus vom Zins befreiht werden, sobald sie als Kredit wieder in die Wirtschaft
gewandert sind. Auch ist dem obigen Argument entgegen zu halten, dass Banken, welche sich von Spekulationen fern
halten und eine staatliche Garantie der Spareinlagen vorweisen können, sich nur über einen Negativzins vor einem
übergroßen Zustrom an Spargeldern schützen werden können. Gute Garantien sind ja auch der Grund für den Negativzins
der Schweizer Banken. Welch enorm positive Auswirkungen ein solcher umgekehrter Zins haben kann, zeigen die
Überlegungen zur Mathematik des Geldes.
Kredite sind heute durch Pfandgüter gedeckt, welche für die Dauer des Kredits nicht verkauft werden dürfen.
Aus diesem Grund ist eine Kreditvergabe eine sicherere Geldanlage als Wertpapiere. Außerdem kommt Kreditgeld
zurück in die Realwirtschaft und über Steuern auch zum Staat. Dem Staat fließt allerdings auch das Geld zu, welches in
Staatsanleihen, insbesondere inländische, gelegt wurde. Der Staat gibt dann das Geld durch
Gehälter und Infrastrukturkosten wieder zurück in die Wirtschaft.
Geschäftsbanken sind nach einer
Bankentrennung somit, genauso wie der Staat, Teil der Realwirtschaft, welcher der Wertpapiermarkt (also die Irrealwirtschaft)
gegenüber steht.
Dem Kunden muss die Unterscheidung zwischen einer Geschäftsbank und einer Investmentbank klar ersichtlich sein,
um zu garantieren, dass Spargelder nicht für Spekulationen missbraucht werden, wie dies zum Beispiel bei heutigen
Altersvorsorge-Produkten der Fall ist.
Ziel:
Lösungsansatz:
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Ein nachhaltiges Geldsystem durch Ausnutzung der Marktmechanismen
1. Bankentrennung und Unterstützung der Geschäftsbanken
mit staatlichen Garantien
2. Investmentbanken dürfen keine staatliche Unterstützung erwarten
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Durch einen Negativzins, bzw. eine Gebühr auf Geld, wird in Zukunft der Anreiz groß werden, Geld in Sachgüter anzulegen.
Dies kann für die Wirtschaft durchaus belebend sein, so lange verhindert wird, dass Anleger Ressourcen aufkaufen,
die sie nicht nützen. Es bedarf vor allem des Angebots gesünderer Sparformen, wie den Investition in Kilowattstunden und Litern
aus nachhaltiger heimischer Infrastruktur. Der Endverbraucher kann damit einen Teil seiner Ausgaben vorfinanzieren,
die er in der Pension haben wird. Lauten die Verträge auf Kilowattstunden und Liter, so überleben sie jeden Währungswechsel.
Geschäftsbanken sollten weder an der Börse
notiert, noch sollten Manager durch Boni motiviert sein. Der Grund für die notwendige gesetzliche Unterbindung
solcher Praktiken liegt darin, dass damit die objektive Einschätzung der Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers
beeinflusst wird. Die Gier auf große Geschäfte (große Boni, große Renditen) macht fahrlässig.
Das Kerngeschäft der Banken muss wieder so reguliert werden, dass es im Prinzip der Weitergabe der
Spargelder an die Wirtschaft dient. Die Einnahmen der Geschäftsbanken sollten in Gehälter und
Investitionen, und damit in die Realwirtschaft fließen. Sind sie zu hoch, so gehen sie in die staatliche
Kreditausfallversicherung.
Die Börse ist heute kein Nullsummenspiel, sondern entzieht der Realwirtschaft Geld
Es müssen drei Sorten von Wertpapieren unterschieden werden:
1. Zunächst solche, die einer Wette gleichen und daher tatsächlich ein Nullsummenspiel darstellen.
Ihr Handel bindet zwar Geld, aber aus ihm geht ansonsten keine Belastung für die Realwirtschaft hervor.
Die Summen, welche der Gewinner der Wette einstreift, zahlt der Verlierer.
2. Aktien sind eine geniale Erfindung. Über sie können sich Unternehmen Kapital beschaffen, das sie nicht
zurückerstatten müssen. Aktien stellen Unternehmensbeteiligungen dar. Der Aktionär erwartet sich -wie ein Kreditgeber-
einen Ertrag. Was für ersteren der Zinsertrag, ist für den Aktionär die Dividende. Der Aktionär fordert vom Unternehmen
jedoch nichts, was mit einer Kredittilgung vergleichbar wäre. Will er sein Kapital wieder, so verkauft er die Aktie an
den nächsten Aktionär. Dabei verdient er oft sogar noch, sofern deren Kurswert gestiegen ist.
Was die Spekulation mit Kurswerten betrifft, so ergab sich im letzten Jahrzehnt allerdings eine ungesunde
Entwicklung, da der Geldzustrom durch die enormen Sparvermögen von Privaten und Firmen größer war als die Menge der
vorhandenen Waren, in dem Fall Aktien. Wenn eine immer größere Anzahl Vermögender eine kaum wachsende Anzahl an Papieren
ersteigern wollen, so steigt deren Preis. Da Anleger die Ware "Wertpapier" nicht kaufen, um sie zu konsumieren,
sondern um sie später wieder zu verkaufen, sind inflationäre Preisanstiege auf diesem Markt erwünscht. Die Inhaber
von Aktien verdienten plötzlich mehr durch deren Handel, als durch die Dividenden. Dies hat dazu geführt, dass eine
Aktie heute im Durchschnitt nur noch eine Minute gehalten wird. Dieses Verhalten widerspricht dem Sinn einer Aktie,
welcher darin besteht, dass
Geldgeber, die an den Erfolg eines Unternehmens glauben, dieses durch ihr Geld zur Umsetzung unterstützen. Um diesen
Sinn wieder herzustellen, sollten Aktien mindestens zwei Jahre gehalten werden. Daraus ergibt sich:
Ziel:
Lösungsansatz:
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Aktien sollen wieder ihre ursprüngliche Funktion übernehmen.
Eine Transaktionssteuer, welche zeitlich gestaffelt anfällt,
z.B. anfangs 2%, dann halbjährlich um 1/2 Prozent abnehmend
d.h. nach über 2 Jahren 0%
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Es ist für jeden erkennbar, dass Firmenpersonal, welches ein Unternehmen aufkauft, um es vor dem Konkurs, und sich selbst
vor dem Verlust des Arbeitsplatzes zu bewahren, diese Form der Transaktionssteuer nicht zu bezahlen hätte, denn es
handelt sich hierbei um einen langfristigen Kauf von Unternehmensanteilen. Inflationäre Preisanstiege würden durch die
Abbremsung der Umlaufgeschwindigkeit von Aktien weniger schnell zustande kommen. Die Kursentwicklungen würden
gemäßigter verlaufen.
Heute zieht der inflationäre Preisanstieg am Wertpapiermarkt immer weitere Geldanleger an,
da es sich nun nicht mehr um ein Nullsummenspiel handelt, sondern die Preisanstiege reale Gewinne in Aussicht stellen.
Die Geldanlage, also diese Form des Sparens, scheint nun mehr zu bringen, als reale Investitionen in die Wirtschaft.
Der Wertpapiermarkt verschlingt irgendwann all die Gelder, welche in der Realwirtschaft für Investitionen und Gehälter
benötigt worden wären. Diese Entwicklung zeigen die folgenden Grafiken sehr schön. Zunächst die enorme Entwicklung der
Sparvolumen:

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Private Sparer brachten ihre Spargelder entweder direkt, oder indirekt durch private Altersvorsorge in den Wertpapiermarkt.
Banken haben Sparer Wertpapiere vermittelt, aber vor allem haben sie ihre Zinseinnahmen in diesen Markt getragen, aus
dem diese kaum mehr in die Realwirtschaft zurückkehrten. Damit stimmt plötzlich die Milchmädchenrechnung, die
bspw. Filme im Internet, wie "Goldschmied Fabian" verbreiten, wonach die Realwirtschaft das Geld nicht erhält, um
zu den Kreditschulden auch noch die Zinslast zu tilgen. Dadurch dass Banken ihre Zinseinnahmen zum Teil im Wertpapiermarkt
anlegten, kamen die Gelder nicht zu den Schuldnern der Realwirtschaft. Der Spekulationsboom erfasste schließlich auch ganze Unternehmen. Sie verzichteten darauf, ihr Geld in den eigenen Betrieb zu investieren um es lieber "für sich arbeiten zu lassen".

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Da Geld nun "von selbst arbeitete", wurde die Gier nach Geld auf Kosten der Arbeitnehmer größer:

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Bis die Anlagevermögen Werte erreicht hatten, deren Ausmaß weit über den real vorhandenen Produkten lag:

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Um eine derartige Entwicklung in Zukunft auszuschließen, musste eine empfindliche Strafe für all jene folgen,
die solche Einkommen aus Kapital ohne realwirtschaftliche Tätigkeit bezogen. Die Blase musste platzen, und
die Rechnung musste bezahlt werden. Aber statt diese notwendige Lehre zuzulassen, sind Steuergelder in
Rettungsaktionen investiert worden, weil Banken Gelder von Sparern verzockt hatten, welche diese einst in gutem
Glauben bei ihnen anlegten. Reine Investmentbanken wird man in Zukunft nicht mehr retten dürfen. Wir
müssen begreifen, dass der Crash eine lehrreiche Ausgleichsbewegung ist, um zukünftig Phantasiepreise am Wertpapiermarkt
zu verhindern. Geschäftsbanken muss demgegenüber jegliche Investition in Wertpapiere verboten werden. Selbst
deren Einnahmen dürfen dort nicht landen. Deshalb können sie nach einer Bankentrennung keine Aktiengesellschaften sein,
die Dividenden in diesen Markt pumpen.
Wenn die Kreditvergabe zwischen verschiedenen Bankinstituten (welche in Bargeld erfolgt) wirklich
lediglich dem täglichen Saldenausgleich dient, dann sollte sie wesentlich geringer sein, als die Summe der Kredite
an Nichtbanken (Bürger). Denn innerhalb eines großen Bankinstituts mit vielen Fillialen nivelieren sich
Guthaben und Kredite annähernd, so dass der Saldenausgleich sich meist nicht wesentlich von der Nulllinie entfernt,
und kaum Geld aufgenommen oder verliehen werden muss. Die Statistik zeigt aber, dass die Kreditvergabe der Banken
untereinander in ähnlichen Größenordnungen liegt, wie die Kreditvergabe an Nicht-Banken.
Die Buchkredite von Deutschlands
Banken betrugen Dezember 2011 1268€ an andere inländische Banken und 2774€ an Nicht-Banken.

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Banken werden von den Aktionären an ihren Bilanzen gemessen. Die Summen lassen sich auch dadurch erhöhen,
dass Banken sich gegenseitig Kredite gewähren. Diese absurde Bilanzerweiterung hat anscheind im letzten Jahrzehnt
überhand genommen (gelbe Kurve).
3. Die dritte Form der Wertanlagen zeigt nach dem Crash die negativsten Auswirkungen auf die Realwirtschaft.
Nach dem Vertrauensverlust in Wertpapiere, welche bloße Versprechen darstellen, wird nun in reale Werte investiert.
Ressourcen, welche die Realwirtschaft benötigt, wie Land, Rohstoffe, seltene Erden (Edelmetalle), Mineralöl und sogar
Getreide werden aufgekauft, um sie der Wirtschaft vorzuenthalten, bis diese gewillt ist Phantasiepreise dafür zu bezahlen.
Diese Form der Preis-Erpressung muss gesetzlich unterbunden werden. Wozu sollte jemand etwas besitzen und der
Nutzung durch Andere entziehen, wenn er weder die Verteilungsfunktion des Handels übernimmt, noch es in irgend einer
anderen Weise verwendet? Die letzten Überlegungen können folgendermaßen zusammengefasst werden:
Ziel:
Lösungsansatz:
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Einschränkung des Abwanderns der Zahlungsmittel in den Wertpapiermarkt
1. Erwerbsverbot für Ressourcen die der Anleger nicht nützt oder verteilt
bzw. Besteuerung solcher Geldanlagen
2. Angebot alternativer Anlageformen, wie der Vorverkauf von Kilowattstunden
und Litern aus heimischer nachhaltiger Infrastruktur
5. Umgestaltung des Wertpapiermarktes zu einem Nullsummenspiel
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Kann das System durch staatliche Sparmaßnahmen gesunden?
In unserer bestehenden Gesellschaftsordnung kann Armut nicht durch zunehmenden Reichtum beseitigt werden. Dies ist so,
weil jedem Geldvermögen eine Schuld gegenüber stehen muss, wie die folgende Grafik der Deutschen Bundesbank bestätigt:
Die Abweichungen der Grafik von der Exponentialkurve erklären sich
nicht durch Sparmaßnahmen des Staates.
Die erste Abweichung um 1990 erklärt sich aus der Erweiterung des deutschen Bundesgebietes durch die Wiedervereinigung.
Die Abweichung nach 2000 erklärt sich durch den Boom der Anlage von Spargeldern in Aktien. Die Belastung der Unternehmen
verlagerte sich dadurch von der Kredittilgung in die Dividendenausschüttung. Letztere Belastung ist in dieser Grafik
nicht zu sehen, da hier nur Kreditschulden verzeichnet werden. Der Rückgang der Schulden nach 2008 erklärt
sich aus dem Rückgang der Geldvermögen/Schulden durch den Börsencrash in diesem Jahr. Dieser hätte eine Gesundung des Systems einleiten
können, hätte man nicht gegengesteuert.
Es ist ein Irrtum aller liberalen Parteien, dass Sparmaßnahmen
eine Entschuldung bringen könnten, denn der Staat ist Teil der Realwirtschaft. Die Schulden, welche er dann nicht mehr
trägt, wandern in die Wirtschaft, weil ihr die Ausgaben des Staates fehlen. Deshalb hat sich in der hier vorgelegten
Kurve nie eine Sparmaßnahme irgend einer Regierung niedergeschlagen. Das sieht in anderen Ländern der EU nicht
anders aus.
Oft will man uns glauben machen, dass die steigende Geldmenge aus einer Anpassung an die gestiegene Wirtschaftsproduktion
und die gestiegenen Staatshaushalte hervor ging. Sie ist aber bloß eine notwendige Folge des Zinseszinsproblems,
resultiert also aus dem Aufbau des Geldsystems, unabhängig von den Leistungen des Staates oder der Wirtschaft.
Diese Unabhängigkeit kann durch die beiden folgenden Statistiken klar belegt werden :

Aus: http://www.kiwifo.de/html/staatseinnahmen_und_geldmenge.htm
Es ist hierbei gleichgültig, dass in der folgenden Grafik M3 zum Vergleich steht. Die Geldmengen M1, M2, M3 steigen
alle exponentiell. Ständiges exponentielles Wachstum
ist aber in der Natur und so auch in der Wirtschaft unmöglich.

Aus: http://www.querschuesse.de/m3-und-produktionsoutput-in-der-eurozone/
Würde man die Kurven um die Inflation bereinigen, so dass nicht die Geldmenge, sondern die Kaufkraft der Geldmenge verzeichnet wäre,
so würde sich jedes Wachstum des Staatshaushaltes und der Industrieproduktion in den Grafiken einebnen, während die
Geldmengen immernoch einen exponentiellen Verlauf zeigen. Angetrieben durch die Vermögenskluft wachsen die
Geldvermögen stets noch schneller als die Geldmenge.
Die Folgen der heutigen Abwanderung des Geldes aus der Realwirtschaft
So lange realwirtschaftliche Betriebe und private Sparer weiterhin ihr Geld nicht mehr durch Gehälter in die
Realwirtschaft zurückbringen, sondern das Geld in den Wertpapiermarkt tragen, um es "für sich arbeiten zu lassen",
schrumpft die Wirtschaftsleistung. Verschuldete Betriebe erreichen nicht mehr ihre finanziellen Ziele und können die
Kredite nicht tilgen. Die Folge: Insolvenzen.
Der Staat hat heute die Aufgabe die stagnierende Wirtschaft wieder zum Wachsen zu bringen, damit sie die Kapitalzuwächse
der Vermögenden bedienen kann. Dies tut er, indem er den Vermögenden Wertpapiere (Staatsanleihen) verkauft, und die
Einnahmen durch Investitionen in Infrastruktur oder Beamtengehälter in die Realwirtschaft pumpt.
Ohne diesen Geldrückfluss aus dem Wertpapiermarkt in die Realwirtschaft hätten wir bereits Nullwachstum, denn das
Wachstum entspricht in den letzten Jahren nur noch der Neuverschuldung des Staates.
Aber die Käufer der Staatsanleihen wollen natürlich Zinseinnahmen erhalten. So ist die ständige Neuverschuldung
keine Dauerlösung, da der Staat damit immer höhere Zinslasten zu tragen hat, durch die der Steuerzahler
den Reichtum der Besitzer von Staatsanleihen mehrt. Damit steigt die Vermögenskluft exponentiell.
Auf lange Sicht müssen wir unser Geldsystem so umgestalten, dass es keines ständigen Wachstums bedarf.
Wie ein solches System aussehen kann, wird auf der
Seite zur Mathematik des Geldes gezeigt.
Zusammengefasst ergeben sich aus unseren Überlegungen
Empfehlungen an die Politik, denen eine eigene Seite gewidmet wurde
MMag. Manfred Gotthalmseder